Durchführung
Gutenberg Lehrkolleg Gastdozentur
Diese Multimedia Mind Map enstand im Rahmen einer durch das Gutenberg-Lehrkolleg geförderten Gastdozentur des Kultur- und Medienanthropologen Dr. Thorolf Lipp an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Gastgeber des Projektes war Prof. Dr. Matthias Krings vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien.
Die Grundidee der Gastdozentur bestand darin, Haupt- und Nebenfachstudierende im Magister- bzw. BA-Studiengang Ethnologie in Theorie und Praxis systematisch an das Multimedia Mind Mapping heranzuführen. Schon bei der Konzeption des Projektes stellte sich heraus, dass das Thema auch für Studierende des erst kürzlich gegründeten Studiengangs Audiovisuelles Publizieren relevant sein würde. Deren Interessen und Vorkenntnisse wurden daher von Anfang an in die weitere Planung mit einbezogen.
Die GLK-Gastdozentur umfasste drei, inhaltlich und thematisch aufeinander bezogene Seminarblöcke.
Diese Blöcke ertreckten sich über die gesamten sechs Monate Dauer der Gastdozentur und entsprachen einem Lehrdeputat von ca. 12 SWS. Die einzelnen Blöcke waren so gestaltet, dass die Studierenden mit zunehmender Selbständigkeit an konzeptionelle, medienpraktische, Forschungs-, Organisations- und Verwaltungstätigkeiten herangeführt wurden, die sie später sowohl in einer weiteren wissenschaftlichen als auch in einer beruflichen Laufbahn einsetzen können. Dabei hatten die Studierenden prinzipiell die Möglichkeit, thematische Schwerpunkte zu bilden. Für alle Studierenden verpflichtend war Block A (Theorie). Danach war eine Spezialisierung in Block B (Schwerpunkt Medienpraxis Audiovisionen) oder Block C (Schwerpunkt Medienpraxis Wissensarchitektur) möglich. Mit Blick auf das weitere Studium an der JGU ist insbesondere zu betonen, dass die Studierenden im kommenden Masterstudiengang Ethnologie sich für eine Vertiefung von medienanthropologischen bzw. –praktischen Fragen entscheiden konnten, für die im Rahmen dieser GLK-Gastdozentur wichtige Grundlagen gelegt wurden.
Block A: Theoretisch-methodische Einführung in audiovisuelle ethnologische Repräsentationsmodi
(Seminar, dozentenzentriert, 4 SWS)
Dieser Seminarblock stand allen Studierenden offen, die Teilnehmerzahl betrug 51, wovon 12 für das Studienfach Audiovisuelles Publizieren eingeschrieben waren. Die Teilnahme an Block A war für alle Studierenden verpflichtend, die im Anschluß die Blöcke B oder C besuchen wollen.In diesem einführenden Seminar wurde zunächst einen Überblick über die grundlegenden Strömungen des nonfiktionalen Films im Allgemeinen und ethnologisch motivierter Medienproduktion im Besonderen vermittelt. Verschiedene filmische Typen sollten unterscheidbar werden, etwa „documentary“ „direct cinema“ oder „cinema vérité“. In den letzten beiden Jahrzehnten sind vermehrt Fragen nach der Agency der Akteure, nach ihrer soziokulturellen Herkunft, Geschlecht, Alter etc. wichtig geworden. Die Produktion von Indigenous Media bzw. die damit zusammenhängenden Überlegungen zur Kollaboration, Multivokalität, empowerment sowie zu action und intervention, einer audiovisuellen Anthropologie der Sinne sowie einem grundsätzlichem Plädoyer für das der Kunst entlehnte Experiment mit offenem Ausgang, sind zu entscheidenden Konzepten der Audiovisuellen Anthropologie geworden. Technologien des Multimedia Mind Mapping entsprechen diesen neuen Zugängen auch in formaler Hinsicht. Diese Entwicklung bedeutet zwar nicht das Ende für den klassischen, zeitbasierten Film, schafft aber ganz neue und bislang noch weitgehend ungenutzte Möglichkeiten sowohl für das ethnologische public storytelling als auch für die Forschung im engeren Sinne. Auf der Grundlage des bisher Erarbeiteten erfolgte nun eine intensive Beschäftigung mit den verschiedenen Formen des Interviews. Insbesondere sollte der Versuch gemacht werden, eine Typologie verschiedener Interviewtypen zu entwickeln. Das gemeinsame Ansehen und Besprechen ausgewählter Medienbeispiele war integraler Bestandteil des Seminars.
Block B: Einführung in die Medienpraxis – Schwerpunkt Interview
(Übung mit hohem Praxisanteil, 4 SWS)
Die vorherige Teilnahme an Block A war obligatorisch, nicht jedoch Teilnahme an Block C. Die max. Teilnehmerzahl betrug 20.In dieser Übung werden die Studierenden in Theorie und Praxis mit aktueller elektronischer Filmtechnik vertraut gemacht:
Grundlagen Filmtechnik
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Überblick über die gängigen professionellen EB-Kameratypen
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Stromversorgung, Lichttemperatur, Weißabgleich, FilterBlende
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Brennweite, Schärfe und Tiefenschärfe
Grundlagen der Bildgestaltung:
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Kadrierung, Einstellungsgrößen, Zoomen und Schwenken
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Dreh vom Stativ – Dreh von Schulter
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Drehen auf Schnitt – um einen Film zu produzieren?
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Drehen für die wissenschaftliche Auswertung – um Daten zu sammeln?
Grundlagen der Tonaufzeichnung:
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Welche Mikrofontypen gibt es und wie setze ich sie ein?
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Wie zeichne ich Ton auf (Kameramikrofon, Angeln, Ansteckmikrofon)
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Mono und Stereo
Grundlagen der digitalen Videobearbeitung;
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Überblick über Funktionsweise nonlinearer Videoschnittsysteme
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Projektorganisation, Digitalisieren des Materials
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Grundlagen der audiovisuellen Montage
Organisation einer Filmproduktion:
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Wer macht was am Set: Kamera, Ton, Regie, Continuity, Script
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Was kann ich leisten (oder auch: nicht leisten), wenn ich alleine drehe?
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Vorteile und Nachteile von großen und kleinen Teams im Feld
Der Schwerpunkt dieser Einführung in Aspekte der Medienpraxis lag vor allem auf der technischen, inhaltlichen und organisatorischen Durchführung von audiovisuellen Interviews im nonfiktionalen Film. Die Studierenden sollten in die Lage versetzt werden, selbständig solche Interviews inhaltlich zu konzeptionalisieren, stilistisch zu gestalten, organisatorisch zu planen und technisch durchzuführen. Der zweite Teil der Übung bestand dann in der selbständigen Durchführung von Experteninterviews mit deutschen Filmemachern, deren Filme und Interviewtechniken stilbildend waren. Dazu wurden die Studierenden in Gruppen aufgeteilt, von der jede mit der Durchführung von zwei bis drei Interviews beauftragt wird. Das so erhobene Material wurde dann im Anschluss zu Filmen mit einer Länge zwischen 25 und 60 Minuten editiert und in die parallel zu erstellende Multimedia Mind Map Webseite eingespeist
Block C: Einführung in die Medienpraxis: Konzeption und Planung einer Multimedia Mind Map zum Thema „Das Interview im Dokumentarfilm"
(Übung, 4 SWS)
Vorherige Teilnahme an Block A war obligatorisch, nicht jedoch Teilnahme an Block B. Teilnehmerzahl: 20. Nachdem in Block A ein Überblick über nonfiktionale Filmproduktionen im Allgemeinen und über Formen des Interviews im Speziellen hergestellt wurde, sollten die Studierenden nun eine Wissensarchitektur für eine Multimedia Mind Map entwickeln. Neben grundlegenden konzeptionellen Fragen standen dabei Möglichkeiten der Interaktivität, der useabilty, des cross-referencing, und der Indexikalisierung im Mittelpunkt. Dabei wurden auch Fragen etwa nach Urheber- und Verwertungsrechten bzw. creative commons etc. behandelt. Im letzten Arbeitsschritt wurden die selbst erhobenen und die zusammengetragenen Materialien sowie die von den Teilnehmern des Seminarblocks B gedrehten Interviewfilme in die Webseite eingepflegt, wobei die Menüstruktur nochmals überarbeitet und den Gegebenheiten des tatsächlich Erreichbaren angepasst wurde. In dieser Phase der Arbeit an der Wissensarchitektur waren nun sowohl Gruppenarbeit als auch individuelle Zugriffe möglich, je nach Zugangsrechten. Zusätzlich können Teile des Projektes nun auch auf anderen Plattformen zugänglich gemacht werden (YouTube; vimeo, Facebook etc.), um die Sichtbarkeit dieses innovativen Lehrprojektes zu erhöhen. Abscjliessend sollen noch weitere Veröffentlichungsstrategien und Verbreitungswege erarbeitet werden, mit denen z.B. andere Ethnologie-, Journalismus- oder Medienwissenschaftsinstitute etc. auf das Projekt aufmerksam gemacht werden.