Günther Wallraff
Hans-Günter Wallraff (* 1. Oktober 1942 in Burscheid) ist ein deutscher Journalist, Schriftsteller und Filmemacher. Er ist durch seine Reportagen über diverse Großunternehmen, die Bild-Zeitung und verschiedene Institutionen in den 1970ern bekannt geworden. Hierbei hat er sich stets der Methoden des investigativen Journalismus bedient. In seinen über 40 Berufsjahren hat Wallraff den Begriff des investigativen Journalismus dermaßen geprägt, dass diese Methode sogar international auch als „Wallraffen“ bezeichnet wird.
Mit Hilfe einer fiktiven Identität schleicht sich Wallraff in Unternehmen oder Milieus ein, um die „bundesdeutsche Wahrheit von innen und von unten“ zu untersuchen. In seinen Undercover-Interviews führt Wallraff einen verdeckten außengerichteten Dialog. Das Interview ist verdeckt, da es für den Gesprächspartner nicht als solches erkennbar ist und außengerichtet weil sie dem Zweck der Enthüllung dienen. Zudem spielen nonverbale Reaktionen in seinen Interviews eine große Rolle. Wallraff setzt gezielt gestische und mimische Reize ein, vor allem mit seiner Verkleidung, um zu provozieren und dadurch soziale Tabus und Ungerechtigkeiten aufzudecken. Außerdem bewirken Wallraffs Provokationen nonverbale Reaktionen bei den Befragten, welche einen wichtigen Bestandteil des Interviews bilden. Kommunikatives Ziel ist die Aufklärung gesellschaftlicher Missstände und die Darstellung wie manche unterprivilegierte Gruppen behandelt werden. Die Ästhetik der Bilder, ebenso wie die Tonqualität, steht in Wallraffs Filmen deutlich im Hintergrund. Der investigative Zweck der Enthüllung bedarf einer unauffälligen Technik. So verwendet Wallraff in der Regel eine Knopflochkamera mit Funkmikrofon, die es dem Zuschauer zwar ermöglichen sich nah am Geschehen zu fühlen, aber auch Grenzen der Abbildung haben.
Die Vorgehensweise Wallraffs ist jedoch umstritten. Gegner werfen ihm vor, dass er mit seinen verdeckten Recherchen die Rechte seiner Gesprächspartner verletze, da diese natürlich nicht ihr Einverständnis für das Interview, geschweige denn für die Veröffentlichung, erteilen. Wallraff hingegen rechtfertigt seine Methode mit den Prinzipien der Verantwortungsethik. Er decke nur Missstände innerhalb der Gesellschaft auf, um damit die Verbesserung sozialer Zustände erreichen zu können.
Filmographie
HÄNGT DEN D. AUF! (Nicht gesendetes Fernsehspiel)
(Günter Wallraff, D 1969)
FLUCHT VOR DEN HEIMEN
(Günther Wallraff, D 1971)
ERMITTLUNGEN GEGEN UNBEKANNT
(Roland Gall und Günter Wallraff, D 1974)
STECKBRIEF EINES UNERWÜNSCHTEN
(Hans-Joachim Kunert und Günter Wallraff, D 1975)
INFORMATIONEN AUS DEM HINTERLAND
(Jörg Gfrörer und Günther Wallraff, D 1977)
KNOBLAUCH, KÖLSCH UND EDELWEIß
(Günther Wallraff, D 1981)
GÜNTER WALLRAFF - DER MANN, DER BEI "BILD" HANS ESSER WAR
(Jörg Gfrörer und Günter Wallraff, D 1982)
GANZ UNTEN
(Jörg Gfrörer und Günter Wallraff, D 1986)
SCHWARZ AUF WEIß
(Pagonis Pagonakis und Günter Wallraff, D 2009)
UNTER NULL
(Pagonis Pagonakis und Günter Wallraff, D 2009)
GÜNTER WALLRAFF DECKT AUF!
(Günter Wallraff, D 2012)
Analyse der Interviewtechniken in den Filmen von Günter Wallraff