Errol Morris
Video: Analyse der Interviewtechniken in den Filmen von Errol Morris
von Philipp Ehses
Errol Morris (*5 Februar 1948 in Hewlett, New York, USA) ist ein Dokumentarfilm- und Werbespotregisseur. Er studierte Geschichte in Wisconsin, Wirtschaftstheorie in Berkeley und Cello bei Nadja Boulanger, einer französischen Komponistin und Musiktheoretikerin. Heute lebt er in Cambridge, Massachusetts mit seiner Frau Julia Sheehan.
Eine zentrale Rolle in seinen Filmen nimmt seine Interviewtechnik ein, mit deren Hilfe er den Rezipienten in seinen Bann ziehen und mit ihm interagieren will. Um dieses Ziel zu erreichen, wendet er in seinen Filmen stets dieselbe Methode an: Er positioniert sich während des Interviews direkt neben der Kamera, um so den Blick des Protagonisten in Richtung dieser zu lenken. Für den Rezipienten ensteht auf diese Weise die Illusion von dem Interviewten direkt angesprochen zu werden. Errol Morris selbst ist in seinen Filmen weder zu sehen, noch zu hören (Ausnahme sind Zwischenfragen in "The Fog of War"). Um die Illusion des direkten Ansprechens zu verstärken, entwickelte er zu Beginn der 2000er Jahre die Technik des Interrotrons (s.u.), welche zum ersten Mal in seinem Film "The Fog of War" Verwendung findet. Dieser Interviewapparat besteht aus einem System umgebauter Telepromter. Mit diesem projeziert er sein Bild auf den Monitor, welcher sich direkt über dem Kameraobjektiv befindet. Da der Interviewte nun dessen Bild auf dem Monitor über der Kameralinse fokussiert, entsteht für den Rezipienten die Illusion, in direktem Kontakt mit dem Protagonisten zu stehen.
Zu seinen bekanntesten filmischen Werken gehören, "Gates of Heaven" (1978), "Vernon, Florida" (1982), "The Thin Blue Line" (1988), "Fast Cheap & Out of Control" (1997), oder "The Fog of War" (2003), für welchen er einen Oscar verliehen bekam. Seine Filme nehmen einen besonderen Stellenwert ein, da sie Realitäts- und Wahrheitsdiskurse in den Vordergrund stellen und nicht vorgegebene Meinungen und "Tatsachen" abbilden.
Er drehte bereits Fernsehwerbespots für renomierte Marken wie Apple (Switch-Kampagne), United Airlines (Werbekampagne nach dem 11. September), American Express, Intel, Cisco Systems und Miller High Life. Ebenso gehört er zu den wenigen Fernsehwerbespot-Regisseuren, welche einen Leitartikel für die New York Times verfasst haben. Im November 1999 wurde im Museum of Modern Art in New York eine Retrospektive seiner Arbeit gezeigt, und im Jahre 2002 führte er die Regie des Kurzfilmes zur Eröffnung der Oscar-Feierlichkeiten.

Filmographie:
GATES OF HEAVEN (USA 1978)
VERNON, FLORIDA (USA 1982)
THE THIN BLUE LINE (USA 1988)
A BRIEF HISTORY OF TIME (GB 1991)
FAST CHEAP & OUT OF CONTROL (USA 1997)
MR.DEATH: THE RISE AND FALL OF FRED A. LEUCHTER, JR. (GB/USA 1999)
THE FOG OF WAR (USA 2003)
STANDART OPERATING PROCEDURE (USA 2008)